Blog der Praxis Liv

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Kaltwasser-Schwimmen


Als größte Frostbeule aller Zeiten dachte ich immer, dass Leute, die im Winter draussen schwimmen entweder verrückt sind oder andere Gene haben als ich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie das möglich sein könnte. Beim Gedanken daran hatte ich kalte Schauer auf dem Rücken.
Schon als Kind fand ich Kälte unerträglich. Wenn meine Eltern zum Beispiel im Winter spazieren gehen wollten, fühlte ich mich verzweifelt und traurig. Kälte war nicht mein Freund.

Ich habe immer mehr Bekannte und Freunde, die mit dem Schwimmen im kalten Wasser angefangen haben. Scheinbar fiel es ihnen leicht. Zumindest hat es sie nicht umgebracht. Im Sommer 2022 traf ich dann eine kühne Entscheidung. Ich wollte meine Angst vor der Kälte überwinden und mich selbst herausfordern, etwas zu versuchen, von dem ich immer dachte, dass es unmöglich sei. Ich beschloss, jeden Tag schwimmen zu gehen. Bis der Herbst kommt und dann der Winter. Dann würde mein Körper den Temperaturunterschied nicht spüren, und so könnte ich meinen Körper vielleicht austricksen. Mal sehen, wie weit ich dann komme. Es war eine Theorie, die sich noch bewähren musste.

Im Sommer habe ich schonmal angefangen, nicht mehr auf der Leiter ins Wasser zu klettern, sondern einfach zu springen. Plums. Man sagt, dass sich dann nicht jede einzelne Nervenzelle der Haut an die Kälte gewöhnen muss. Das hatte ich noch nie gemacht, Frostbeule auch im Sommer. Es war meine erste Errungenschaft.

Weil ich jetzt jeden Tag schwimmen ging, bekam ich eine Art Routine. Nicht nachdenken, sondern tun. Met dem Fahrrad zum See fahren, ausziehen, ins Wasser springen, schwimmen. Abtrocknen, anziehen, nach Hause fahren.

Und es funktionierte! Ich folgte der Formel Minute pro Grad. Bei 10 Grad Wassertemperatur, 10 Minuten schwimmen. Aber ich höre immer auf mein Gefühl und meinen Körper, oft schwimme ich auch kürzer. Und einmal im Wasser muss ich unbedingt schwimmen. Andere Leute stehen in kaltem Wasser, aber das funktioniert bei mir nicht. Mein Körper reagiert auf Kälte mit Panik, und wenn ich stillstehe, halte ich es keine 10 Sekunden aus. Solange ich schwimme und mich bewege, ist mein Körpergedächtnis gerichtet auf geniessen und die Hingabe an die Pracht der Natur.

Es war ein faszinierender Prozess, ich ging durch allerlei Schichten. Zuerst das Ausschalten der Gedanken, dass es nicht geht oder zu schwierig ist. Dann die ersten Reaktionen auf die Kälte. Die kalten Hände und Füße, die Schockreaktion des ganzen Körpers, das schneidende Gefühl auf der Haut, die Angst. Mein Urinstinkt ist: weg hier. Aber dem habe ich nicht nachgegeben, ich habe mich auf das Schwimmen, das Wasser und die schöne Umgebung fokussiert.

Als die Wassertemperatur unter 12 Grad sank, wurde mir nach dem Schwimmen etwas schwindlig, das verschwand nach ein paar Wochen. Durch die betäubte und rote Haut nach dem Schwimmen spürte ich die Kälte nicht mehr so stark. Das hilft bei eisigem Wind. Und danach fängt alles an zu kribbeln. Herrlich. Ich habe mir uggs-ähnliche Winterschuhe gekauft, weil Schnürsenkel binden mit diesen steifen Fingern unmöglich war. Und dann wurde es 10 Grad, dann 8 und schließlich 5. Das kälteste Wasser, in dem ich letztes Jahr geschwommen habe, war 4,1 Grad, aber meistens waren es um die 5,5 Grad.

Gedanken wie: das kann ich nicht, das ist echt zu kalt und alle anderen Ausreden wie: heute nicht, weil es regnet, zu windig ist oder geschneit hat, konnte ich alle überwinden. Das hat mich stärker gemacht, körperlich, ich war kein einziges Mal krank, aber vor allem geistig.
Zu jeder Zeit im Wasser habe ich eine tiefe Verbindung mit allem, was ist, gespürt. Das ist jeden Tag wieder eine spirituelle Erfahrung. Auch ein Gefühl der Freiheit, ich kann das, mein Körper kann das, auch in eventuellen Notsituationen. Ich wusste jetzt sicher, dass ich nicht sofort sterben würde, wenn ich in eiskaltes Wasser fallen würde oder springen müsste. Diese Freiheit gab mir Raum, innere Ruhe und Ausgeglichenheit.
Und es ist das beste Mittel gegen Depression. Wahrscheinlich würde ich das kalte Wasser noch vermissen, wenn der Frühling kommt. Im Januar schwamm ich ein paar Tage nicht, aber im Grunde schwamm ich den ganzen Winter über.

In diesem Jahr dachte ich, jetzt weiß ich, dass ich es kann, brauch ich nicht mehr so zu übertreiben. Aber als ich im November nach zwei Wochen ohne Schwimmen wieder ins kalte Wasser sprang, wusste ich nicht, wie mir wurde. Die Kälte biss in meinen Körper, und ich konnte mich kaum entspannen. Hatte ich vergessen, wie kalt es war? Wie habe ich das letztes Jahr gemacht? Eins war jetzt klar. Ich geh doch wieder jeden Tag schwimmen.

Es ist wunderbar, jeden Morgen in der Natur zu sein. Einmal war es sehr neblig. Als ich bei meiner Stelle ankam, konnte ich die andere Seite des Sees nichtmal sehen. Die Atmosphäre und das Licht waren wie in einem japanischen Märchen. So wunderschön. Und in dieses Märchen durfte ich eintauchen. Auf dem Rückweg konnte ich nicht einmal das Ufer sehen. Zurückschwimmend konnte ich erst nach einer Weile die Umrisse der Bäume erkennen, erst dann das Ufer. Was für ein Abenteuer, dem Gefühl vertrauend, den Weg zurück zu finden.
Oder Schwäne, die über das Wasser flogen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang, ein rosafarbener Himmel, die Spiegelung des Schilfs auf dem glatten Wasser, den Vollmond durch einen blattlosen Baum scheinen sehen, ein Baum voller krähender Krähen im Dunkeln, all diese Eindrücke lassen mich innerlich still werden. Dann fühle ich mich so dankbar und tief verbunden mit der Natur, mit Mutter Erde, mit allem, was ist. Das gibt mir ein intensives Gefühl, dass ich lebe. Ich fühle mich gesegnet, dass ich das, jeden Morgen wieder auf eine andere Art, erleben darf.

Licht anzünden


Letztes Jahr um diese Zeit war ich in einem wunderbaren Flow. Im März sollte das fünfte Brazilian Dance Festival in Amsterdam stattfinden. Ich hatte einen Goldenen Pass gekauft, einfach um mich zu verwöhnen. Drei Tage Workshops mit den weltbesten Zouk-Tänzern und vier Abende herrlich tanzen. Als Vorbereitung auf dieses Festival habe ich im Herbst davor begonnen, wieder Tanzunterricht zu nehmen.

Ich hatte mich mit zwei Paar neuen Tanzschuhen verwöhnt, suchte meine Kleider zum Tanzen aus und dachte schon daran, wen ich alles treffen würde. Die Zouk-Community ist eine internationale Gemeinschaft, die weltweit auf Festivals und Veranstaltungen zusammenkommt. Überall trifft man die selben Leute. Ich war hatte solche Lust, viele neue Dinge zu lernen. Ich war voller Vorfreude. Am Tag des ersten Festes, am 12. März, kam plötzlich die Nachricht, dass keine Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen erlaubt seien. Das Fest wurde ein paar Stunden vorher abgesagt, weil ein paar hundert Leute kommen würden. Ein paar Tage später sprachen sie von einem Lockdown, aber das war nicht so schlimm, denn es würde nur bis zum 27. März dauern. Danach würden wir unser Leben zurück bekommen. Ja, ja.

Damals gab es wahrscheinlich noch viele Menschen, die das glaubten, aber mir war sofort klar, dass dies den Anfang vom Ende bedeutete. Es begann eine innere Reise, wie ich sie noch niemals davor erlebt habe. Vielleicht schreibe ich ein anderes Mal mehr hierüber.

Monatelang hatte ich mich auf diesen Tag gefreut. Nun war es endlich soweit. Ich war wirklich gut vorbereitet. Ich war schon dabei, meine Tasche für diesen wunderbaren Tanzabend zu packen. Und jetzt das. Ich war wütend. Und auch verzweifelt. In diesem Moment, am 12. März letzten Jahres, wurde mir klar, dass mir alles weggenommen wurde. Tanzen ist für mich Lebensfreude, Geniessen und Verbinden. Ein Grundbedürfnis des Lebens. Darf jemand anders darüber bestimmen? Ich war wirklich entsetzt.

Jetzt, ein Jahr später, wird kein neues Festival organisiert. Tanzen existiert nicht mehr. Lebensfreude war früher. Was mich betrifft, sollte der 12. März zum nationalen Trauertag in den Niederlanden erklärt werden. Ich werde am Freitag eine Kerze anzünden. Machst du mit? Wir werden ein Licht für unsere Freiheit anzünden. Für unsere Freude am Leben. Für Verbindung und Tanz. Für das echte Leben.

Frei sein


Man kann sagen, was man will, in einer Sache sind wir uns alle einig. Die Ereignisse der letzten Monate haben uns alle aus unserer Routine herausgerissen. Diese Zeit hat uns mit Gefühlen und Ängsten konfrontiert, wie wir sie noch nie zuvor in einem so großen Ausmaß erlebt haben.

Eine persönliche Krise, ein innerer Kampf, Schmerz oder Verlust ist etwas, das jeder einmal erlebt und das ein untrennbarer Bestandteil des menschlichen Lebens ist. So lernen wir uns selbst besser kennen, stellen uns unserer eigenen Schattenseite und kommen daraus stärker und weiser hervor. Wir stärken unser emotionales und geistiges Immunsystem. Jeder hat dies auf die eine oder andere Weise schonmal erlebt.

Gerade befinden wir uns jetzt in einer Zeit, in der wir alle zusammen, alle Menschen auf der Erde zur gleichen Zeit, uns mitten in einem solchen Transformationsprozess befinden. Es ist beängstigend. Es ist schmerzhaft. Es spaltet uns. Es macht uns traurig und verzweifelt. Wir fühlen uns hilflos und machtlos. Vielleicht wütend. Sie nimmt uns unsere Basissicherheiten. Sicherheiten, die immer selbstverständlich waren, so selbstverständlich, dass wir nichtmal drüber nachgedacht haben. Es berührt unseren tiefsten Kern. In jedem von uns. Auf der ganzen Welt. Während wir das alle gleichzeitig durchleben, fühlen wir uns gleichzeitig allein damit. Es scheint, als gäbe es niemanden, der uns unterstützen und ermutigen kann. Eine Art weltweites Gruppentrauma.

Während jeder auf eine andere Weise durch diesen Prozess geht und versucht, dieses Trauma zu verarbeiten oder es leugnet, entfernen wir uns voneinander. Weil der Andere es anders sieht. Weil der Andere eine andere Wahrheit hat. Anders damit umgeht. Deshalb entfernen wir uns immer mehr voneinander, und der Schmerz wird immer größer. Es ist eine Kluft entstanden, die unüberbrückbar scheint. Während wir gerade ein so grosses Bedürfnis nach Unterstützung, Nähe, Verständnis, Wärme und Liebe haben.

Durch eine persönliche Krise in der Vergangenheit haben wir gelernt, dass wir mit großem Schmerz umgehen und ihn in Stärke und Weisheit umsetzen können. Auf je mehr Aspekte der Krise wir uns einlassen, desto stärker wir werden.

Was wäre, wenn wir die weltweite Krise, unabhängig von der Ursache, als einen solchen Transformationsprozess sehen würden? Wenn wir sehen, dass die Urängste, das Unverständnis füreinander und die Spaltung da sind, um in weltweite Sicherheit, Verständigung und Verbundenheit umgewandelt zu werden? Was, wenn wir alle geheilt und erleuchtet daraus hervorgehen?

Denn ehrlich ist ehrlich. So wie wir Menschen alle zusammen auf Mutter Erde bisher gelebt haben, wäre es nicht mehr lange gut gegangen. Vielleicht ist es gerade eine großartige Gelegenheit, mit unseren verrosteten Gewohnheiten liebevoll und mit Respekt voreinander und vor Mutter Erde zu brechen und gemeinsam in Verbundenheit auf diesem wunderschönen, pulsierenden Planeten zu leben.

Nach mehreren schwierigen Monaten voller Verzweiflung, Traurigkeit und Mutlosigkeit merke ich, dass es keinen Sinn hat, andere zu überzeugen. Wer an Wissen kommen und Dinge ergründen möchte, findet alles im unendlichen Gedächtnis des weltweiten Netzes, das täglich mit immer mehr Informationen gefüttert wird.

Auch wenn jeder anders mit diesem Prozess umgeht, sollten wir uns verbinden, uns gegenseitig unterstützen, einander zuhören, einander umarmen und liebhaben. Viel wichtiger als Recht zu bekommen ist in meinen Augen uns miteinander zu verbinden. Wenn wir uns unseren persönlichen Prozessen stellen, transformieren wir unsere Ängste. Indem wir uns selbst wiederfinden und das wirkliche Leben leben, in der Natur, zusammen mit Freunden, mit geliebten Menschen sind, Bücher lesen, meditieren, trotz aller Emotionen und innerem Streit, die nunmal dezugehören. Auf diese Weise werden wir stark und innerlich frei. So heilen wir uns selbst und unsere Erde. Und das wirkt sich auf alles und jeden aus. Auch auf Mutter Erde, und Mutter Erde strahlt dies in das ganze Universum.

Vertrauen


Mit einem lieben Freund war ich auf dem Damplatz in Amsterdam, um Menschen mit verbundenen Augen zu umarmen. Oder besser gesagt, umarmt zu werden.

Im Vorhinein hatte ich keine Ahnung, ob ich es unheimlich finden würde oder ich es geniessen würde. Ich hatte einen schönes Schild vorbereitet, bekam meine Augen verbunden und da stand ich dann mit weiten Armen. Schon schnell bekam ich meine erste Umarmung. "Ich vertraue dir", sagte eine Frau. Das fand ich beruhigend. Nicht, dass ich stundenlang da stehe und nichts passiert.

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Ich konnte die Intention fühlen, warum mich jemand umarmte. Einige Leute wollten mir das Gefühl geben, dass sie mir vertrauen und schätzen, dass ich mich sowas traue. Andere gaben mir eine eilige Umarmung auf dem Weg von A nach B. Wieder Andere kamen für sich, weil sie gerade diese Umarmung brauchten: "Danke, das habe ich gerade gebraucht". Ich hörte Sätze wie "Du bist mutig" und "Das ist eine kanadische Umarmung". Jemand bedankte sich bei mir und sagte, dass er mir ein gutes Leben wünscht. Oder ein Mann, der länger blieb, als er erwartet hatte, und sagte: "Das war wirklich eine wundervolle Umarmung". Oder eine Frau, die sagte: "Die Welt braucht mehr Menschen wie dich!" und viele, viele mehr. Es berührte mich, was meine Offenheit und Verletzlichkeit bei Anderen bewirkte. Aber was mich am meisten berührte war, was es in mir selber auslöste.

Weil ich nichts sehen konnte, gab es keine Form von Urteilen. Ich konnte ja nicht sehen, wie Leute zweifelten und dann doch weiter gingen. Ich konnte mich nicht fragen, warum jemand ohne Umarmung weiterging. Ich konnte nicht denken, oh, von der Person möchte ich lieber nicht umarmt werden. Nein, ich habe nur die Aktion selbst gespürt. Die Energie eines Menschen, der plötzlich in meinem Energiefeld stand und seine oder ihre Verletzlichkeit mit meiner Verletzlichkeit teilte. Es war eine Umarmung von Herz zu Herz und mein Herz wurde weicher und grösser. Immer mehr konnte ich mein Herz öffnen und immer mehr Menschen, die mich umarmten, konnten ihr Herz öffnen. Ich fühlte mich mit allen verbunden, nicht nur von Herz zu Herz, sondern sogar von Seele zu Seele, und dass wir alle gleich sind. Dass wir alle miteinander verbunden sind, ein grosses Ganzes. Es fühlte sich an, als würde ich die ganze Welt umarmen, das ganze Universum. Ja, das hat mich tief berührt, und während mir das alles bewusst wurde, umarmten mich die Leute immer wieder. Sie blieben immer länger bei mir, weil sie meine Ruhe, meine Stille und mein Licht spürten. Mein Vertrauen. Es war, als wollten sie sich für einen Augenblick darin baden und dieses Einheitsgefühl auf sich einwirken zu lassen.

Das Kind einer Frau wollte wissen, ob dies meine Botschaft an die Welt im Stillen ist und nicht mit Schreien. "Ja, so könnte man das sagen", sagte ich. Ja, dies ist eine Botschaft des Vertrauens und der Liebe und dass wir alle gleich sind. Alle.

Nachdem mein Freund auch diese wundervolle Erfahrung machen durfte, sassen wir noch lange beieinander. Wir waren still. Es gab keine Worte, die dieser Erfahrung noch etwas hätte hinzufügen können. Eigentlich sollte jeder das einmal machen. Das würde unser Vertrauen ineinander vertiefen und uns heilen. Vielleicht sehen ich dich mal irgendwo? Dann bekommst du eine warme Umarmung von mir!

Sieh hier das Video dazu!

Zeit


Seit Jahren habe ich das Gefühl, dass ich nicht genug Zeit habe und dass ich die Dinge, die ich tun muss, nicht schaffe. In den letzten Wochen hat sich dieses Gefühl vervielfacht. Ich wurde verrückt von meiner To-Do-Liste und ich merkte, dass es unmöglich war, alles zu schaffen, obwohl da keine verrückten oder überflüssigen Dinge drauf standen. Im Gegenteil, es fühlte sich lebenswichtig an, und ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich weglassen konnte.

Das Wissen um was noch zu tun war verursachte viel Stress in mir. Auch wenn ich mental verstehe, dass ich nur eine Sache gleichzeitig machen kann und dass ich das, was ich heute nicht schaffe auch morgen noch machen kann, konnte ich die innere Spannung nicht loslassen. Ich kam nicht mehr hinterher, was mich letztendlich noch mehr Zeit und Arbeit kostete.

Dann dachte ich, ich arbeite einfach noch schneller und vor allem länger. Dadurch wurde die Liste zwar kürzer, aber ich hatte keine Zeit mehr für mich selbst. Ich nahm mir keine Zeit zum Entspannen und wurde noch mehr überarbeitetet und übermüdet. Sogar mein Körper fing an, sich zu melden. Eins war klar, so konnte es nicht mehr weitergehen.

Letzte Woche hatte ich einen Termin. Ich dachte, ich wäre rechtzeitig aus dem Haus gegangen, aber unterwegs wurde mir klar, dass ich zu spät sein würde. Von diesem Moment an war ich total gestresst. Ich wusste, dass ich nichts tun konnte, aber ich konnte es auch nicht loslassen. Mein Körper reagierte mit Schwitzen, Herzklopfen und enormer Unruhe. Ich fühlte mich so machtlos. Mein Kopf sagte immer wieder, Anne, entspann dich, du kannst nichts dagegen tun, der Stress ändert nichts an der Situation. Aber mein Kopf konnte sich der heftigen, irrationalen emotionalen Reaktion nicht widersetzen. Beim letzten Stück, und bei über 30 Grad, brach etwas in mir. Ich brach in Tränen aus und meine Kehle verkrampfte sich von der aufgestauten Energie.

Das war der Wendepunkt. Nie wieder wollte ich so etwas fühlen müssen. Nie wieder wollte ich mir so etwas antun. Auch wenn ich mir das schon öfter gesagt habe, so geht es einfach nicht mehr.

An diesem Abend ging ich tanzen. Ich liebe tanzen und mich mit anderen Menschen im Tanz zu verbinden. Aber an diesem Abend konnte ich das nicht, ich konnte mich nichtmal selbst fühlen. Das kenne ich überhaupt nicht von mir. Ich war verzweifelt. Es war, als ob die große klebrige Wand mit allem, was ich noch machen MUSS, mich in ihrer Macht hatte und mich beherrschte. Ich stand da, alleine, zwischen all den Tänzern, die so fröhlich herumsprangen und sich amüsierten. Ich wusste, dass hinter dieser Betäubung ein Gefühl war, aber ich kam nicht ran. Da nahm jemand meine Hand und bewegte sich sanft mit mir. Ich nahm seine Hand und legte sie auf mein Herz. Endlich konnte ich fühlen, es war viel Schmerz. Ich musste weinen, und all die Spannung und Verzweiflung und Trauer flossen heraus. In meinem Herzen brach etwas auf. Es wurde gross, wie ein grosser Lichtball. Mir wurde bewusst, dass es keine Macht gibt, die mich kontrollieren kann. Mir wurde bewusst, dass ich mir das alles selbst angetan habe, all die Jahre. Ich erkannte, dass ich frei bin und reine Liebe. In meinem Kopf weiss ich schon so lange, dass es Dualität nicht gibt, aber plötzlich konnte ich es spüren. Mir war nicht klar, warum ich es jetzt auf einmal verstand. Und mir war auch nicht klar, warum ich es noch niemals eher verstanden hatte. Ich fühlte nur, wie es in meinem System integriert wurde. Wow, was für eine Erleichterung. Ich wusste, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein würde.

Auch wenn es mir schwer fällt in Worte zu fassen, was ich an diesem Tag erfahren habe, bemerke ich enorme Veränderungen. Ich fühle eine innere Ruhe und lasse mich nicht mehr von der linearen Zeit oder meiner To Do Liste verrückt machen. Plötzlich bin ich pünktlich, sogar zu früh. Diese Mühelosigkeit sagt mir, dass sich auf tieferer Ebene etwas verschoben hat und ins Gleichgewicht gekommen ist. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. In mir selbst, im Hier und Jetzt, im Göttlichen Bewusstsein. Gleichzeitig ist es das Selbstverständlichste was es gibt, alsob ich mich nur kurzzeitig verirrt hatte. Ich fühle tiefste Dankbarkeit.

Zucker


Jeder von uns weiß, dass Zucker nicht gesund ist. Und doch essen wir alle Zucker. Zucker im Tee, Zucker im Kaffee, Zucker im Keks. Zucker im Brot, in der Pizza, im Fertiggericht. Warum machen wir das eigentlich und warum ist es so schwierig, keinen Zucker mehr zu essen?

Wir erfahren süssen Geschmack als angenehm und verwöhnend. Muttermilch ist süss und gibt uns ein Gefühl der Sicherheit. Andere Nahrungsmittel sind von Natur aus süss. Durch das Zufügen von Zucker haben wir unsere Geschmackspapillen überreizt und betäubt. Wenn wir aufhören, unserem Essen Zucker hinzuzufügen, können wir den ursprünglichen Geschmackssinn wiedererlangen.

Seit Jahren will ich aufhören, Zucker zu essen, und in all den Jahren habe ich es noch nicht geschafft. Vor kurzem sah ich ein Interview mit Anastasia Zampounidis, das mich enorm inspirierte und wodurch ich endlich meinen inneren Entschluss fassen konnte. Ich höre definitiv auf, Zucker zu essen. Aber erstmal war ich noch nicht soweit.

Zuerst wollte ich Abschied nehmen vom geliebten Zucker, alles nochmal essen, was ich so sehr liebe. Ich wollte alles bewusst geniessen, denn es sollte ja das letzte Mal in meinem Leben sein. Ich backte meine Lieblingskuchen, kaufte meine Lieblingskuchen, zu denen ich so viele Kindheitserinnerungen habe und ass einfach alles, was an Leckereien meinen Weg kreuzte. Ich habe auch alle zuckerhaltigen Lebensmittel aufgegessen, die ich noch im Haus hatte. Weil ich es einfach zu schade finde, wegzuwerfen. Und so hatte ich noch einige sehr akzeptable Ausreden. Aber langsam finde ich keine neuen Ausreden mehr und der Moment der Wahrheit rückt immer näher. Ich sammle Mut. Und habe jetzt auch den Tag festgelegt. Aber dazu später mehr.

Ich weiß aus Erfahrung, dass der physische Entzug von Zucker bei mir ungefähr 3 Tage dauert. Der emotionale Entzug dauert länger. Bis mein Körper wirklich versteht, dass er keinen raffinierten Zucker mehr bekommt, wird maximal 3 Wochen dauern. In diesen drei Wochen möchte ich überhaupt keinen Zucker essen. Auch kein getrocknetes oder frisches Obst oder Honig. Danach werde ich langsam wieder mit natürlichem Zucker in einer gesunden Menge aufbauen. Wenn ich dann überhaupt noch das Bedürfnis danach habe.

Ich weiß auch aus Erfahrung, dass der Körper letztendlich einen neuen Weg findet, den Zuckerspiegel konstant zu halten. Die ursprüngliche, natürliche Art, die wir durch das essen von zu viel Zucker verlernt haben. So wie mein Körper ohne Nikotin und Alkohol leben kann, wird er auch wieder lernen, ohne Zucker zu leben.

Meine Freunde fragen mich, warum ich aufhören will. Ich kann es doch vertragen, sagen sie. Aber das stimmt nicht. Ich bin vielleicht nicht dick, aber das bedeutet nicht, dass Zucker für mich gesund ist.
Ich möchte aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Raffinierte Zucker sind leere Zucker, sie enthalten keine Nährstoffe. Der Körper kann damit nichts anfangen. Wenn der Körper durch den Verzehr wertloser Nahrung unterernährt ist, verschließen sich die Zellen vor dem wertlosen Zucker und auch der wertvolle Zucker wird nicht mehr aufgenommen. Das ist der Beginn von Diabetes Mellitus 2. Soweit möchte ich es natürlich nicht kommen lassen.

Schwankungen im Blutzuckerspiegel sorgen nicht nur für eine konstante Achterbahnfahrt vom Energieniveau des Körpers, sondern auch für starke Stimmungsschwankungen. Von einem kurzen euphorischen Gefühl geht es nach einer halben Stunde zu einem Gefühl der Leere. Ich bin dann schlecht gelaunt oder sogar gereizt. In den letzten Jahren ist mir zunehmend bewusst geworden, wie emotional abhängig ich vom Zucker bin.

Das Verlangen nach Essen, das ich mir normalerweise nicht gönnen würde, das Gefühl, mich zu verwöhnen oder mich nicht zu kurz gekommen zu fühlen, beschäftigt mich einen großen Teil des Tages. Ausser einem geschwollenen Bauch und den Energieschwankungen ist das der wichtigste Grund, zuckerfrei essen zu wollen. Ich empfinde das als gestörtes Essverhalten. Es ist eine Sucht. Das Weglassen von Zucker ist Teil meines Reinigungsprozesses. Ich möchte mich nicht nur von schädlichen Stoffen reinigen, sondern auch von Abhängigkeit, Sucht und zwanghaftem Essverhalten.

Ja, ich werde aufhören, Zucker zu essen! Ich habe mich für den Tag der Sommersonnenwende entschieden. Der 21. Juni, der längste Tag des Jahres, wird für mich der erste Tag ohne Zucker. Ich habe diesen Tag gewählt, weil ich solche Momente immer bewusst erlebe. Im Kosmos verschiebt sich etwas, und ich reite auf dieser Welle der Veränderung gerne mit. Also werde ich mir dieses Mal extra Zeit für diese Veränderung in meinem Leben nehmen.

Darf ich dich herausfordern, mitzumachen? In meinem blog kannst du mir folgen.

Positiv und negativ


Manchmal behandelt uns jemand schlecht. Oder lügt uns an. Oder reagiert seine Wut oder Frustration bei uns ab. Oder will uns dominieren. Dieses Verhalten empfinden wir als negativ. Es berührt uns, löst etwas in uns aus. Wir finden das blöd und hätten lieber, dass alles positiv wäre. Aber wollen wir das wirklich?

Jeder strebt dem Positiven nach, aber irgendwie finden wir es auch langweilig. Stell dir vor: Dein Leben läuft reibungslos, du hast deinen Traumjob und lebst mit deinem Traumpartner zusammen, dein Gehalt steht jeden Monat auf deinem Bankkonto, du hast die besten Freunde, Zeit für dein Hobby, Leute auf der Straße sind immer nett zu dir, du verpasst nie die Straßenbahn, dein Auto startet immer, die Sonne scheint jeden Tag und du vergnügst dich immer in deiner Freizeit. Baahh, ist das langweilig! Oder etwas nicht?! Es ist wie nach dem tollsten Urlaub. Dann verlangst du nach deiner Wohnung, deiner Arbeit und dem gewohnten Gang des täglichen Lebens. Und nach neuen Herausforderungen.

Suchen wir wirklich nach Reibung, Zweifel, Problemen, Spannungen, Streit? Ich denke ja. Denn so können wir herausfinden, was in unserem Leben besser sein könnte. Durch Gefühle von Schmerz oder Unsicherheit wachsen wir. Wir gewinnen Einsichten und befreien uns von unseren Einschränkungen.

Ein Freund von mir sagt oft: "Ich mag das Negative nicht.” Aber wenn wir es ausschließen, beschwören wir es herauf! Weil Gegensätze nunmal die besten Freunde sind und sich gegenseitig immer anziehen. Sie gehören zusammen. Sie sind wie die beiden Seiten einer Münze, unzertrennlich miteinander verbunden.

In meinem eigenen Leben bin ich auch nicht so'n Fan vom Negativen. Trotzdem habe ich aufgehört mich zu fragen, ob etwas für mich positiv oder negativ ist. Ich teile nicht mehr ein in gut oder schlecht, ich urteile nicht mehr. Es ist eben eine Erfahrung, die mein Leben bereichert. Ich lerne immer etwas daraus. Diese Herangehensweise hat mein Leben sehr viel einfacher gemacht. Sie erspart mir viel Klagen und Widerstand und auch Angst. Ich sage, wird schon. Ich sage, es wird doch so kommen, wie es kommt. Ich sage, ich gebe mich hin.

Vor allem erfahre ich viel weniger Anspannung, das Gefühl ständig gestresst zu sein. Ich habe gemerkt, dass die Überzeugung, irgendetwas kontrollieren oder lenken zu können, eine Illusion ist. Außerdem kann ich mit meinem relativ begrenzten Bewusstsein überhaupt nicht einschätzen, was in dieser Situation vom grossen Ganzen aus gesehen am besten für mich wäre. Also gebe ich mich hin.

Die innere Ruhe, die ich dadurch erfahre, ist so wunderbar und erweiternd. Ich gebe mich dem Moment hin, dem Göttlichen Jetzt, in dem alles perfekt ist. Was für eine Befreiung.

Ecstatic Dance


Sonntag ging ich tanzen. Als ich den Raum betrat, fühlte ich mich verletzlich. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf mich selbst, um meine eigene Energie zu verstärken. Sonst würde ich vielleicht zu sehr in der Energie von Jemandem oder in der Gruppenenergie aufgehen. Zuerst musste ich wissen, wie ich mich selbst eigentlich fühlte.

Nach der Zeremonie hatte ich Kontakt zu meiner eigenen Energie, zu meinem eigenen Gefühl. Ich fühlte ein Fliessen in meinem Tanz, Expression, inspiriert von der zarten und intensiven Musik. Gleichzeitig fühlte ich tief in mir das Bedürfnis, mich an jemanden anlehnen zu können, einen Mann, der mich für einen Moment hielt, vielleicht sogar trug. Ich hatte das Bedürfnis, mich fallenlassen zu können und umsorgt zu werden. Während mir das bewusst wurde, fühlte ich jemanden hinter mir. Oder war es der Wunsch, jemanden hinter mir zu fühlen? Tanzend drehte mich um und tatsächlich tanzte da jemand, der mich ansah. Jemand, den ich schon oft gesehen hatte, der mich irgendwie anzog, schon seit ich ihn zum ersten Mal sah. Aber ich hatte immer den Eindruck, dass er mich auf Distanz hielt. Oder mich überhaupt nicht wahrnahm. Jetzt sah er mich. Und in der nächsten Drehung sah er mich immer noch. Ich öffnete mich energetisch und machte tanzend Kontakt mit ihm, zart, vorsichtig, verspielt.

Zuerst habe ich mich mit meinem Gefühl mit ihm verbunden. Ich tanze dann mit geschlossenen Augen. Die Verbindung ist dann sehr stark und kann ich mich dem Tanzen leichter hingeben. Dann komme ich in eine Art Trance. Nach einer Weile öffnete ich meine Augen und sah ihm in die Augen, schöne Augen, wow, und es entstand eine neue Form der Verbindung. Sehr direkt, sehr nah. Ich fühlte Freude. Ich strahlte. Er strahlte. Sein Strahlen berührte mich und verstärkte mein Strahlen. Und so gingen wir tiefer in die Verbindung hinein.

Ich spürte auch seine männliche Energie, das Gegengewicht, das er mir bot, wie er mich führte und mich drehen liess. So schön, sich dem hinzugeben. Und dann kamen wir uns näher. Mein Herz fühlte sein Herz. Sein Herz fühlte mein Herz. Die Verbindung war direkt. Ich fühlte seine Reinheit und Offenheit, es war liebevoll und dadurch fühlte ich mich getragen. In den letzten Tagen hatte ich mich so nicht getragen und gesehen gefühlt, hatte viel Schmerz fühlen müssen. Und plötzlich sah mich jemand, der mich nicht kannte, der nicht einmal wusste, wie ich heiße, wie meine Stimme klingt oder welche Sprache ich spreche. Es berührte mich und mein Herz öffnete sich. Es war so schön. Und ab diesem Moment tanzten wir mit offenen Herzen miteinander.

Ich nahm ihn an der Hand und wir gingen zur Bar. Wir schenkten uns Tee ein und saßen auf einer Bank auf Kissen dicht beieinander. Die Bässe der Musik dröhnten an der Holzlehne der Bank, es tat mir weh im Kopf. Das war der Moment der Bumbum-Musik, den ich meist meide. Es war also der richtige Moment, eine Pause einzulegen. In einer innigen Umarmung, ohne Worte, saßen wir eine Weile da und tranken unseren Tee. Es fühlte sich vertraut an und natürlich und nah und liebevoll. Und dann gingen wir zurück zur Tanzfläche und tanzten wieder zusammen. Jetzt energetischer und mit vielen, vielen Drehungen. Das letzte Lied war Aicha, eine englische Version. Und dann Stille. Wir standen in einer Umarmung. Wir lagen in einer Umarmung, mein Kopf auf seiner Schulter, nah beieinander.

Tanzen ist jedesmal anders, jedesmal wieder neu. Aber das habe ich noch nie erlebt. Zwei Stunden tanzen mit einer Person. Was für eine schöne Reise zusammen. Was für eine wunderbare Verbindung. Ich fühlte mich zutiefst dankbar.

Identifizieren mit Problemen


Wir alle haben viel erlebt in unserem Leben. Schwierige und schöne Dinge. All das hat uns geprägt und zu dem gemacht, wer wir heute sind. In dem Sinne sind sie ein Teil von uns. Aber wir sind nicht unsere Erfahrungen. Sie definieren uns nicht. Und wir brauchen sie auch nicht endlos zu wiederholen um uns selbst und anderen zu beweisen, wer wir sind. Es sind nicht unsere Erfahrungen, die uns Existenzrecht geben.

Diese Erfahrungen sind wichtig für uns, denn wir konnten uns in ihnen spiegeln. Es ist wichtig, darüber zu sprechen solange sie uns beschäftigen, denn so kommen wir zu Einsichten. Manchmal müssen wir uns sogar Hilfe suchen. Wir lernen von diesen Erfahrungen, eignen uns an was wir für uns passend finden, und lassen vor allem das los, was wir nicht mehr brauchen.

In meinen Augen ist es sehr wichtig, traumatische Erfahrungen zu durchfühlen und nicht wegzuschieben. Aber es ist genauso wichtig, sie danach auch loszulassen. Wenn wir das nicht tun, werden diese Erfahrungen zu unserer Identität. Dann benutzen wir sie dazu, uns interessant zu fühlen. Und vor allem, wir brauchen sie, um uns “gut” zu fühlen. Sie machen unser Leben lebenswert. Aber sie kosten uns auch Energie. Sie halten uns gefangen. Wir werden süchtig danach.

Dann brauchen wir die Probleme, um uns daran zu reiben. Oder Anderen die Schuld von etwas zu geben. Während wir klagen, haben wir vergessen, wie es ist, einfach zu sein. Wir haben vergessen, alles zu nehmen, wie es ist und wie es kommt. Wir haben vergessen, zu verzeihen. Wir haben vergessen im Moment zu sein anstatt uns Sorgen zu machen, was alles morgen oder nächste Woche sein wird. Wir haben vergessen, wie es ist, einfach in Stille zu sein. Wir haben vergessen, von den kleinen Dingen im Leben zu geniessen und uns ganz einfach glücklich zu fühlen. Obwohl wir tief in unserem Herzen nach nichts anderem verlangen. Warum um Himmels willen fällt es uns dann so schwer, diesen Schritt zu nehmen und einfach loszulassen?

Vielleicht ist es die Angst, in der Stille nicht mehr das eigene Geplapper zu hören. Vielleicht ist es die Angst, keine Kontrolle mehr zu haben. Vielleicht ist es die Angst, sich aufzulösen, nicht mehr zu sein. Vielleicht ist es die Angst, ohne Reiben und Klagen nichts mehr zu fühlen. Vielleicht gibt uns all das einen gewissen Halt, ohne dass wir uns davon bewusst sind. Vielleicht ist es auch nur ungewohnt.

Vielleicht ist es auch ganz einfach eine Entscheidung, das Glück zuzulassen. Sollen wir es einfach mal probieren? Heute noch?

Dreizehn


Was haben wir doch für eine Angst vor der Zahl 13! Seine Macht scheint immens und ausserhalb unseres Einflusses zu liegen. Freitag der dreizehnte scheint der Höhepunkt des Unglücks. In meinem dreizehnten Blog möchte ich dich auf eine kleine Exkursion über diese heilige Zahl mitnehmen.

Von den Sumerern wurde das Sonnenjahr wie ein Kreis in 360 Grad geteilt und wie eine Torte in 12 gleiche Teile von 30 zerschnitten. So wurde ein System zum Einteilen von Raum verwendet, um Zeit einzuteilen. Dadurch wurde Zeit linear anstatt zyklisch. Dieses System wurde 1582 von einer männlichen Priesterkaste für den Gregorianischen Kalender als Basis benutzt und um 10 Tage verschoben.

Außer der Anzahl der Monate im Jahr wird die Zahl 12 auch in anderen Zählungen verwendet. Tag und Nacht sind jeweils 12 Stunden, eine Stunde wird in 5 x 12 Minuten und eine Minute in 5 x 12 Sekunden unterteilt. Der Tierkreis in der Astrologie besteht auch aus 12 Zeichen.
Es ist eine künstliche Einteilung und hat nichts mit der natürlichen Art der Zeit zu tun. Es wurde eingeführt, um uns von den natürlichen Zyklen im Kosmos zu trennen. Stattdessen lassen wir unser Leben von einem Zeiger leiten, der sich gleichmäßig auf einer runden Scheibe von 360 Grad bewegt. Das ist der Herrscher in unserem Leben. Die Zahl 12 erzeugt ein Gefühl von Eingesperrtsein und hält uns in der Zeit gefangen. Diese Art, Zeit wahrzunehmen, ist eine mangelhafte Widerspiegelung der wahren Natur von Zeit und hat eine einschränkende, sogar unterdrückende Energie.

Bei den Mayas ist die heilige Zahl 13 die Zahl der Transformation. Es ist ein zugefügtes Glied in der Kette und schließt den vorherigen Zeitraum ab. Sie bietet Raum für Reflexion und somit für Entwicklung. Das Neue, das daraus hervorgeht, ist bewusster und tiefgründiger. Die Zahl 13 bewirkt also Wachstum, Bewegung, Entwicklung und das Aufbrechen der geschlossenen Form. Es sieht aus wie eine Spirale. Kosmische Zyklen wie die Mond- oder Menstruationszyklen in einem Jahr entsprechen auch der Zahl 13. Deshalb hat diese Zahl eine feminine Energie.

Freitag ist der einzige Tag in der Woche, der nach einer Göttin, der Göttin Freya, benannt ist. Am Freitag dem dreizehnten ist die weibliche Energie verdoppelt, wenn nicht vervielfacht. Es ist der perfekte Moment für Transformation, Flow, Gefühl, Hingabe, also ein Glückstag.

13 bedeutet also fließen, sich entwickeln, Dinge auf uns zukommen zu lassen, uns hinzugeben, das Leben zu umarmen, wie es ist. Ist das so beängstigend? Oder gibt es uns Zugang zu unserer wahren Kraft? Wurde es uns gerade deshalb weggenommen?

Lasst uns die 13 feiern und unsere konkreten Pläne, unsere festgefahrenen Muster, unseren Businessplan, unsere Kontrolle, unsere Gewohnheit aus Gewohnheit, unser was-wir-heute-noch-alles-tun-müssen loslassen! Lasst uns dem Fluss des Lebens hingeben und die weilbliche Energie einladen, uns an diesem wunderbaren sonnigen Tag zu führen! Machst du mit?

Das lächelnde Mädchen


Das lächelnde Mädchen ist gut erzogen. Es weiss, dass es immer lächeln muss, denn das verletzt andere Menschen nicht. Für das lächelnde Mädchen gibt es keine Grenzen, die überschritten werden können. Das Gesetz des Lächelns gilt immer. Ob es manipuliert, gedemütigt, ausgebeutet, vergewaltigt, missbraucht oder sein wahres Selbst nicht gesehen wird, das Lächeln bleibt immer.

Das lächelnde Mädchen fühlt sich verehrt, wenn es Aufmerksamkeit bekommt. Dann fühlt es sich wertgeschätzt. Es interpretiert diese Aufmerksamkeit als Liebe.

Das lächelnde Mädchen ist ein tief verwurzelter, hartnäckiger Aspekt in uns, vor allem bei unseren Frauen. Diesem Teil in uns wurde gelehrt, seine wahre Meinung oder sein Gefühl nicht zu äussern. Im Gegenteil, es sollte bescheiden, unterwürfig, erduldend und fähig sein, alles zu ertragen. Buchstäblich alles. Egal wie reif und selbstbewusst wir sind, und egal wie gut wir wissen, was gut für uns ist und was wir dafür tun oder nicht tun sollten; in dem Moment, in dem das lächelnde Mädchen die Führung übernimmt, kriegen wir unseren Mund nicht auf, sind wir still und lächeln.

Ich spreche aus eigener Erfahrung, ich kenne diesen Teil in mir nur zu gut. Und obwohl ich mich in anderen Bereichen von tiefen und schmerzhaften Einschränkungen enorm befreien konnte, blieb das lächelnde Mädchen in bestimmten Situationen aktiv.
Durch eine Entscheidung in der letzten Woche wurde diesem Mädchens plötzlich seine Macht abgenommen. Da erst konnte ich es sehen und fühlen, kristallklar. Und gestern, während des Tanzens, konnte ich es gehen lassen. Es war in meinem Herzen, klammerte sich dort fest. Es war sehr schmerzhaft und traurig, aber es ließ los. Und dann kam eine Freiheit über mich, die unbeschreiblich ist. Es gab keine Kontrollinstanz mehr, die über mich bestimmen konnte, was ich sagen darf oder ob ich etwas richtig mache. Da war plötzlich eine erwachsene Stimme in meinem Herzen. Diese Stimme kann jetzt sprechen, auch wenn es jemand anderem weh tut oder jemandem nicht passt, was ich zu sagen habe. Ich war frei!

Luxus


Als Luxus betrachten wir meist etwas, was schön ist, aber nicht wirklich nötig. Oft ist es groß oder teuer. Irgendwie gibt es uns ein gutes Gefühl. Wir verwöhnen uns. Wir gönnen es uns. Wir können es uns leisten. Und wir wollen es haben. Aber brauchen wir es wirklich? Zum Beispiel viel Platz in unserer Wohnung, den wir selbst nicht ausfüllen können. Schließlich können wir immer nur auf einem Sofa sitzen. Hundert Paar Schuhe, während wir nur ein Paar gleichzeitig anziehen können. Ein teurer Urlaub, bei dem wir wie auf einer Insel von der Urbevölkerung dieses Landes nichts mitbekommen.

Okay, es gibt Leute, die nichts für diese Art von Luxus tun müssen. Ihr Geld vermehrt sich von selbst, sie leben nur von den Zinsen. Aber die meisten von uns müssen hart arbeiten, um sich diesen Luxus leisten zu können. Ein ganzes Jahr schuften für drei Wochen Luxusurlaub. Wie luxuriös ist unser Leben dann, wenn wir das für jeden Tag im Jahr berechnen?

Mir gibt diese Form des Luxus ein schales und unbefriedigendes Gefühl. Es fühlt sich an wie unnötige Verschwendung der Schätze unserer Mutter Erde. Und was fügt es unserem Leben hinzu? Fühlen wir uns deshalb besser? Gibt es unserem Leben mehr Sinn?

Für mich ist Luxus etwas ganz anderes. Zum Beispiel finde ich es Luxus, Gemüse in meinem Garten anzubauen und köstliche und gesunde Mahlzeiten davon zuzubereiten. Oder so frei zu sein, kein Handy zu besitzen und nicht 24/7 erreichbar sein zu müssen. Oder meine Zeit selbst einteilen zu können. Oder einfach Zeit für mich selbst zu haben, aus meiner inneren Ruhe heraus leben zu können und mich nicht mehr gehetzt zu fühlen. Oder dass ich keine Dinge brauche, um mich reich zu fühlen. Oder mir der Vollkommenheit von Mutter Natur bewusst zu sein, von der ich ein Teil bin.

Ich denke, es geht nicht so sehr um Luxus zu haben, sondern darum, den Luxus zu fühlen. Das macht den großen Unterschied, und für diesen echten Luxus brauchst du nichts als dich selbst! Geniesse einfach jeden Moments deines Lebens!

Warten


Vor vielen Jahren hatte ich eine Beziehung mit einem Alkoholiker. Ich liebte diesen Mann sehr, aber es war eine schwierige und komplexe Beziehung. Irgendwann wurde mir klar, dass ich immer wartete. Ich wartete auf den Moment, dass er mitten in der Nacht nach Hause kommen würde, auf den Moment, in dem er wieder nüchtern sein würde, auf den Moment, in dem er aufhören würde zu trinken, auf den Moment, in dem ich ihn erreichen konnte. Als mir das klar wurde, entschied ich direkt, nicht mehr zu warten. Ich ging, mitten in der Nacht, in meine eigene Wohnung und nahm meinen eigenen Rhythmus wieder auf. Ich hatte direkt meine Kraft und Lebenslust wieder zurück.

Dieser Moment war ein wichtiger Moment in meinem Leben und ich habe in gleichartigen Situationen oft dieselbe Entscheidung getroffen. Es war nicht immer leicht, aber jedes Mal musste ich an diesen ersten Moment zurückdenken.

Die Dinge, auf die wir warten, können kleine Dinge sein, wie zum Beispiel das Warten auf Besuch, aber auch das Warten auf die richtige Wohnung, den richtigen Job oder die richtige Beziehung. Es kann auch das Warten darauf sein, dass dein Chef endlich sieht, wie hart du arbeitest, eine nicht funktionierende Beziehung zu beenden oder dass dein(e) Liebste(r) endlich sein oder ihr Herz für dich öffnet.

Was auch immer es ist, worauf wir warten, die Erwartung liegt immer in der Zukunft und hat immer mit etwas außerhalb von uns zu tun. Wir haben also keinen Einfluss darauf. Wir hoffen, dass das, worauf wir warten, in unserem Leben etwas verändern wird. Aber wie real ist dieser Wunsch? Wie wahrscheinlich ist es, dass unser Wunsch erfüllt wird?

In der Zwischenzeit hören wir auf zu leben. Es lähmt uns. Es scheint, als könnten wir nichts tun. Wir machen uns abhängig. Es beraubt uns unserer Kreativität und dem Genuss des Moments. Im Gegenteil, wir sind überhaupt nicht im Moment, wir sind in der Zukunft. Wie sinnvoll ist diese Art des Wartens eigentlich?

Nicht sinnvoll. Es bringt gar nichts. Es macht uns passiv. Wir geben unsere Kraft etwas oder jemandem außerhalb von uns. Wir schieben Dinge auf.

Was kannst du tun? Warte nicht. Lebe jetzt! Nimm eine Entscheidung! Pack es an! Du bist nicht mehr abhängig davon. Denn du hast getan, was du tun wolltest. Und du brauchst dir im Nachhinein nicht vorzuwerfen, dass du umsonst gewartet hast.

Ego macht nervös


Als ich in Deutschland Musik studierte, hatte ich eine Kommilitonin, die Gesang studierte. Es war eine riesige Frau, sehr präsent mit einer starken Ausstrahlung. Wenn sie den Mund aufmachte, hatte sie die schönste Altstimme, die man sich vorstellen konnte. Kraftvoll, warm, intensiv, mit Tiefgang und sehr natürlich. Sie war ein Kanal harmonischer kosmischer Klänge. Ich war immer sehr berührt von ihrem Gesang und ein großer Fan von ihr.

Während sie vom Niveau her, wie übrigens auch mit ihrer Körpergröße, die anderen Sängerinnen überragte, war sie auch die nervöseste Musikerin, die ich kannte. Das hat mich enorm erstaunt, und ich dachte auch zu verstehen, warum.

Sie hatte einen Gesanglehrer mit einer ganz anderen Methode als üblich zu dieser Zeit. Sie dachte, dies sei die einzig wahre Methode, und deshalb fühlte sie sich besser. Sie urteilte. Wenn du dich besser fühlst als andere, machst du dich verletzlich. Dann kannst du von diesem selbstgeschaffenen illusorischen Sockel fallen. Dann kannst du über dein Besserfühlen kritisiert werden, dann musst du dich beweisen. Dann geht es nicht mehr um das Singen selbst und schon garnicht um die Musik, sondern um das Leisten. Im Grunde singt sie auch nicht schöner als andere, sondern anders. Denn beim Singen ist der Körper das Instrument, der Klangkörper und weil jeder Körper anders ist, klingt er anders.

Der Unterschied ist so minimal, aber trotzdem so entscheidend. Denn sobald das Ego ins Spiel kommt, beherrscht es dich. Das Ego ist der Teil in uns, der denkt, dass es notwendig ist, besser sein zu müssen als andere, sich abgrenzen zu müssen.

Wenn sie nur dankbar gewesen wäre, dass sie diese Methode lernen und anwenden darf und dass sie privilegiert ist, mit ihrer wunderbaren Stimme schöne Musik zu machen, wäre sie einfach ein Kanal für diese göttliche Musik und ein Segen für alle Zuhörer. Und dann hätte sie gewusst, dass sie ein Teil des Ganzen ist, dass sie etwas geben kann, was andere empfangen können, und dass sie alle gemeinsam in dem Moment des Erklingens in der Musik aufgingen. Einer gibt, der andere empfängt. Und auch der Geber empfängt, weil der Empfänger Liebe und Dankbarkeit gibt. Mit anderen Worten, es gibt kein Geben und Empfangen, alles ist eins.

Mutter Erde lebt


Jeden Morgen, wenn ich aufwache, wird mir bewusst, dass ich in meinem Bett liege. Und dass mein Bett auf dem Boden meines Schlafzimmers steht. Und dass mein Haus auf dieser Erde steht. Ich finde das immer wieder auf's Neue sehr besonders. Auch weil ich weiss, dass dieser Erdball durch den Weltraum fliegt, sich drehend um seine eigene Achse, kreisend um die Sonne, und unsere Galaxie um noch grössere Galaxien. Und auch diese Galaxie... Es ist unvorstellbar für mich, wie gross der Weltraum ist und was sich alles nach einer bestimmten Ordnung bewegt.

Die Konstante trotz all dieser Bewegung ist, dass ich gerade auf diesem Planeten bin und alles mögliche in meinem Leben erlebe. Auf jeden Fall wird mir oft klar, dass es nicht selbstverständlich ist, dass diese Erde immer für mich da ist. Für mich ist es ein Geschenk. Die Erde gibt mir Sicherheit, Geborgenheit, sie trägt mich und lässt mich nie fallen. Ich fühle, dass diese Erde lebt, dass sie pulsiert, ich fühle ihre selbstlose Liebe. Diese Erde gibt und ist so geduldig und bedingungslos für uns alle. Wir können auf ihr gehen, sie bepflanzen, sie mit Beton zukleben, sie akzeptiert das alles ohne jegliches Urteil.

Wir Menschen haben nicht so viel Respekt vor Mutter Erde wie sie vor uns. Wir denken, dass wir alles mit ihr machen können und dass ihre Quelle unerschöpflich ist. Wir denken auch, dass sie unser Eigentum ist, wir kaufen und verkaufen ihre Oberfläche. Wir bohren Löcher in sie, um Öl zu rauszupumpen, lassen Atombomben tief in ihrem Innern explodieren, besprühen sie mit Gift, weil wir bestimmte Pflanzen wachsen lassen wollen, und andere Pflanzen nicht, oder weil manche Tiere auf den Pflanzen krabbeln dürfen und andere Tiere wiederum nicht. Alles hat uns Menschen zu dienen. Mutter Erde erträgt das, aber sie hat Schmerzen. Und ihre Kraft und Selbstheilung sind nicht unerschöpflich.

Jede Biene widmet ihr ganzes Leben dem Bestäuben von Blumen und dem Honigmachen. Deshalb können wir jeden Tag Obst und Gemüse essen. Jede Blume wächst und bringt, ohne darüber zu zweifeln oder die Sinnfrage zu stellen, eine Blüte hervor. Wir können komplette Hingabe von Pflanzen lernen.

Ich bin so dankbar für alle Beiträge an dieser perfekten Kette. Ich fühle Dankbarkeit für jedes Stück Gemüse, das ich in meiner Hand halte, jeden Blumenduft, den ich einatmen darf, und jeden Sonnenstrahl, der mich berührt. Dieses System ist so genial, das kann sich kein Mensch ausdenken. Ich habe grossen Respekt davor und weiss, dass ich ein Teil davon bin. Und dass ich das Recht habe, einen Teil dieser Fülle für mich zu nutzen, genauso viel wie ich essen kann. Auch das ist Hingabe.

Und deshalb erfahre ich alles, was auf brutale und respektlose Weise dieses harmonische System verstört, als Schmerz. Ich sehe es in kleinen und grossen Dingen. Wenn zum Beispiel Essen weggeworfen wird, sehe ich alles und jeden vor mir, der sich mit Liebe und Aufmerksamkeit darum gekümmert hat, dass dieses Essen auf meinem Teller landete. Oder wenn ein gigantisches Stadion gebaut wird, das nach den Olympischen Spielen nie wieder genutzt wird, fühle ich wie jeder Stein, jede Plastikdekoration, jeder künstliche Grashalm jetzt nutzlos geworden ist und verfällt. Oder jegliche Form von unnötigem Luxus. Warum sollte ich ein neues Paar Schuhe kaufen, wenn ich schon zehn oder hundert Paare habe?

Diese Verschwendung tut mir weh. Meine Füße ziehen sich zusammen und ich fühle Schmerz in meinem Herzen. Der Schmerz von Mutter Erde berührt mich. Mir wird dann bewusst, wie weit entfernt wir von dem sind, was das Leben wirklich ist. Mit blossen Füßen auf der Erde gehen, im Meer schwimmen, mit lieben Freunden in Verbindung sein, etwas mit den Händen erschaffen, liebevolle und kostbare Momente teilen, in den blauen Himmel schauen, eine Theater- oder Musikvorstellung anschauen, Tanzen, Kochen, Essen und so weiter. Alles was echt ist, authentisch, alles was fühlbar ist, was man anfassen kann. Ich habe die Entscheidung für mich selbst getroffen. Ich möchte authentisch leben. Genau wie Mutter Erde.
Und du?

Direkt


Kürzlich sah ich zwei Hunde. Einer war groß und braun, sein Herrchen sagte 'Sitz!', sodass er angeleint werden konnte. Was er tat. Der andere, ein kleiner, weißer Hund mit braunen Flecken, begann so doll mit seinem Schwanz zu wedeln, dass es fast so aussah, als würde sein Rücken brechen. Was für eine Aufregung, was für eine Begeisterung, was für eine Lebensfreude. Es wirkte ansteckend auf mich.
Der große Hund war auch froh, denn er durfte jetzt zu dem kleinen Hund. Sie kannten sich, das war deutlich zu sehen. Und was war der Begrüßungsschnupper? Richtig! Die Genitalien. Ich musste so lachen.

Tiere sind so direkt. Sie kommen sofort zur Sache. Kein Drumherum, kein Flirten, kein gehtst-du-mit-mir-Essen; nein, nur du Frauchen, ich Männchen, du bist fruchtbar, ich will. Der Fall ist klar. Und unkompliziert.

Auf der einen Seite sind wir Menschen genauso. Der Mann, der eine schöne Frau sieht und sich angezogen fühlt, will sie verführen, erobern, ins Bett kriegen. Das Verführungsspiel ist die Befriedigung des Mannes und oft spannender und interessanter als das, was folgt. Und Frauen spielen genauso mit. Sie wollen verführt werden, spielen die Uninteressierte, sind hard to get. Das Herauszögern von genau demselben Spielchen, aber dann andersherum, nämlich dem Moment der Hingabe, der oh so erregend ist. Dieses Spiel ist nur spannend bis zum Moment des Sieges/der Hingabe. Man lebt sozusagen zu diesem Moment hin, ist also nicht im Jetzt. Deshalb kostet es auch Energie und macht uns unsicher.

Auf der anderen Seite kann der Mensch dieses grundlegende, sich ständig wiederholende Spiel zwischen den beiden Geschlechtern überwinden. Indem er aus der Dualität trittt, indem er aufhört mit dem Spiel von Anziehen und Abstoßen, indem man sich auf Herzebene begegnet. Dann ist die Spannung weg. Das schon. Aber stattdessen entsteht ein tiefes Gefühl von Verbundenheit, von Liebe, von Einswerdung, von Verschmelzen, miteinander und mit dem ganzen Kosmos. Das scheint auf den ersten Blick vielleicht erstmal langweilig. Aber dieses Gefühl ist tiefgreifend, allumfassend und ewig. Die Zeit steht still und du wirst die Verbindung selbst. Was gibt es Schöneres als das?

Ehrlich


Auf dem Weg zu einem guten Freund stieg ich in die Straßenbahn. Ich wollte mich hinsetzen, aber da lag ein Handy. Mich ergriff sofort Mitgefühl. Wie schrecklich für den Besitzer! Was für ein Schock, wenn er es merkt! Was für ein Elend. All die Kontakte, die Social Media, der Kalender; ohne Handy ist man heutzutage nichts mehr. Es ist die Verbindung zur Außenwelt.

Spontan und auf der Suche nach dem kürzesten Weg zum Besitzer, gab ich es der Straßenbahnfahrerin. Es war eine Hindufrau. "Gib ruhig her", sagt sie. Und ich setzte mich auf meinen Platz, der jetzt frei war. Nach ein paar Haltestellen fragte ich mich, ob es besser gewesen wäre, wenn ich das Handy behalten hätte. Vielleicht ruft jemand an, und dann könnte ich fragen, wer der Besitzer ist und ein Treffen mit dem Glücklichen vereinbaren. Ehe dieses Handy beim Fundservice ist, ist die Batterie schon lange leer. Soll ich es zurückfragen? Ich zweifelte und tat es nicht.

Als ich bei meinem Freund ankam, musste ich erstmal diese Geschichte erzählen. "Natürlich hat sie es behalten. Ihr Mann wird heute Abend den Code knacken, alle Daten löschen, bei Ebay reinstellen und fertig. Das Gehalt eines Straßenbahnfahrers ist nicht so grosszügig." Die Tränen schossen mir in die Augen. Nein! Das kann nicht so sein! Jeder ist doch so ehrlich wie ich?! Und Straßenbahnfahrer haben doch ihre Berufsehre hochzuhalten! Ich wurde mit vielen Emotionen gleichzeitig konfrontiert. Der Handybesitzer würde seinen Schatz nie wieder sehen! Was für ein Elend. Während ich eben noch so glücklich war, dass es in ein paar Stunden wieder in seinen Händen sein würde. Ich konnte nicht glauben und ich wollte nicht glauben, dass jemand sich etwas aneignen würde, das nicht von ihm ist. Was ich am schwierigsten fand, war, dass ich immer davon ausgehe, dass andere Menschen genauso sind wie ich. Jedesmal aufs Neue.

"Hör auf!" Ich sagte. "Sag das nicht! Das ist unmöglich! Ich will nicht, dass es wahr ist!" Ich ärgerte mich über meine Naivität und dass ich nicht auf mein Gefühl gehört hatte. Nachdem ich es schon abgegeben hatte. Ich hätte es buchstäblich in meinen eigenen Händen halten sollen.

Vielleicht war diese Straßenbahnfahrerin ja ehrlich. Vielleicht werden Handys und Tablets und Laptops regelmäßig beim Fundservice abgegeben. Ich hoffe es! Ich werde nie herausfinden, wie es tatsächlich war.

Und trotzdem weigere ich mich, anderen zu misstrauen. Das ist keine Option für mich. Jeder Mensch hat einen ehrlichen Anteil in sich, einen mitfühlenden Anteil, einen sozialen Anteil, der den Raum und Besitz Anderer respektiert. Und ich werde immer diesen Anteil von jemandem ansprechen, umarmen und liebhaben.

Vielleicht geht die Lektion auch um etwas völlig anderes. Vielleicht wird der Besitzer herausfinden, dass er dieses Handy überhaupt nicht braucht. Dass das Leben auch ohne weitergeht. Dass er dann auf andere Weise Kontakt mit Anderen aufnimmt, analog, so wie früher. Als wir uns noch in die Augen geschaut haben und auf der Straße grüßten. Als wir noch "Gesundheit" sagten, wenn jemand nieste, weil er keine Stöpsel in den Ohren hatte. Und vielleicht kann ich diesen Menschen in der Gruppe der Mobil-freien Menschen begrüßen. Was denkst du?

Inneres Sinnliches Kind


Unser Inneres Kind ist der Teil von uns, der immer Kind bleibt und nie erwachsen wird. Dieses Innere Kind hat viele Aspekte, das war mir bekannt. Es gibt das Verletzte Innere Kind, das Magische Innere Kind und das Spielerische Innere Kind. Aber ein Kind hat auch eine Sexualität. Und zufälligerweise oder auch nicht zufälligerweise, werden sowohl die Sexualität als auch das Innere Kind dem zweiten Chakra zugeschrieben.

Die kindliche Sexualität ist Entdecken, sie ist naiv und unschuldig. Das Untersuchen hiervon, manchmal mit Altersgenossen, ist vollkommen natürlich und rein. Vielleicht gerade wegen dieser Reinheit wird ein Kind im frühen Alter mit Verurteilung und manchmal sogar Grenzüberschreitung konfrontiert. Man könnte es das Sexuelle Innere Kind nennen.

Es gibt noch einen anderen Aspekt des Inneren Kindes, habe ich kürzlich entdeckt. Den würde ich das Innere Sinnliche Kind nennen. Für ein Mädchen ist das der Teil, der sich hübsch macht, spielt mit seinen Reizen, der mit seiner Sinnlichkeit gerne verzaubert und es geniesst, hierin gesehen zu werden. Und das Wichtigste, dieser Aspekt ist vollkommen unschuldig. Es ist der Teil der Weiblichkeit, der später lernt, sich der Männlichkeit in Unschuld hinzugeben. Er lernt so auf spielerische Weise die zwei Pole Männlichkeit und Weiblichkeit kennen. Man könnte es auch die Prinzessin nennen. Jede Frau hat eine Prinzessin in sich, wie mein Lehrer James schon sagte. Das Innere Sinnliche Kind ist Freiheit, pure Hingabe.

In dem Moment, in dem uns als Kind diese Unschuld weggenommen wird, zum Beispiel durch einen geilenden Erwachsenen, verurteilende Bemerkungen oder sogar Missbrauch in welcher Form auch immer, verlieren wir diese Unschuld und Unbefangenheit. Ein Blick oder Gedanke kann schon grenzüberschreitend sein. Dann bekommen wir den Eindruck, dass Hingabe nicht gut wäre oder eine Erwartung schafft, für die wir uns verantwortlich fühlen müssten. Dass sie Konsequenzen haben müsste. Als ob wir für die Gefühle oder Empfindungen von jemand anders verantwortlich wären.

Als mir das bewusst wurde, das war beim Tanzen, konnte ich es direkt loslassen und mich vollständig hingeben. Es war die Hingabe eines Völlig Unschuldigen Inneren Kindes, es war das Mädchen in mir, das sich dem Tanz mit einem Mann hingeben konnte, ohne irgendetwas. Ohne Angst, ohne Unsicherheit, ohne Gedanken, ohne sich benutzt oder manipuliert zu fühlen, ohne Abstand halten oder sich schützen zu müssen. Es fühlte sich an, als wäre ich Wasser, fließend. Es war Glückseligkeit. Ich war verschmolzen und gleichzeitig vollkommen ich selbst. Magisch.

Berühren


Vor kurzem war ich mit einem guten Freund in der Sauna. Naja Sauna, es war eine riesige Anlage und schien hundert Saunen und lauter andere Möglichkeiten zur Vergnügung zu haben. Es war ein ganzer Tag von Genießen, Loslassen und Entspannen. Und ganz im Moment zu sein. Was für eine Verwöhnung!
Am Ende dieses schönen Tages gingen wir in eine Art großes Bad. Das Wasser war ruhig, die Menschen darin waren still und starrten vor sich hin, das Bad war wunderschön schön gefliest und die Decke sah aus wie ein dunkelblauer Nachthimmel mit funkelnden Sternen.

In dem Moment, als ich ins Wasser stieg, passierte etwas in mir. Das Wasser war so ruhig, es schien beinahe heilig. Das Gefühl war mir unerklärlich, denn es war ja nur Wasser. Ich fühlte mich so verbunden mit diesem Wasser, ging darin auf.
Als der Freund ins Wasser kam, setzte ich mich zu ihm oder schwebte eigentlich. Ich wurde vom Wasser getragen. Mein Herz war vollkommen offen, ich war in all meiner Liebe mit diesem Wasser verbunden, mit dem ganzen Kosmos. Mit ihm. Wir waren in einer Art Umarmung, in Stille, es gab keine Worte.

In dieser Stille konnte ich spüren, wie auch sein Herz sich öffnete und er sich dieser Verbindung hingab. Was war das göttlich! Ich fühlte mich glückselig und war innerlich ganz ruhig. Ich habe nicht mehr gedacht. Und wenn ich auch nur einen Gedanken gehabt hätte, wäre es gewesen: Ich wünsche mir, dass das niemals aufhört! Die Zeit stand still.

Als wir nach einer kleinen Ewigkeit beschlossen, wieder aus diesem Wasser zu gehen und ich meine Augen öffnete und um mich schaute, sah ich, dass all die anderen Menschen auch so verschlungen sassen, mit den Köpfen zusammen, in der gleichen Gelassenheit und Verbindung. Wow, das hat mich noch tiefer berührt.

Das Gefühl, das durch das Wasser in mir ausgelöst wurde und das sich auf diesen Freund übertragen hatte, hat sich auf alle Menschen in diesem Raum übertragen. Und ich sah, dass es lange her war, dass diese Menschen in dieser Form von Verbindung waren, auch wenn sie jeden Tag zusammen sind. Es war eine sehr leise, fast unmerklich, sanfte Energie und zugleich für alle so bekannt. Ihre Herzen haben sich geöffnet. Es machte mir wieder deutlich, wie groß unser Einfluss auf unsere Freunde, unsere Umwelt, alle Menschen, auf den gesamten Kosmos ist. Genau wie der Stein, der ins Wasser fällt und Kreise bildet, die größer werden und schließlich den ganzen See berühren. Es war eine schöne Illustration, dass ein Gefühl, ein Gedanke, eine Handlung, wie klein auch immer, nicht nur auf uns selbst und unsere Freunde einwirkt, sondern auf alles und jeden, auf den ganzen Kosmos, die funkelnden Sterne am Himmel.

Was oder wen möchtest du heute berühren?

Innere Schönheit


Amsterdam, die Stadt in der ich lebe, ist eine multikulturelle Stadt. 178 verschiedene Nationalitäten leben hier, und jeder darf sein, wie er ist. Ich habe eine Faszination für all diese verschiedenen Kulturen und Menschen. Für schöne Menschen. Weil jeder auf seine Weise schön ist. Und das Flair einer anderen Kultur oder Hautfarbe fasziniert uns hier im Abendland. Naja, ich spreche für mich selbst.

Manchmal sehe ich Menschen auf der Straße, in der U-Bahn, in einem Geschäft, und ich bin berührt von ihrer Schönheit. Was mir oft auffällt ist, dass sie scheinbar keine Ahnung haben, wie schön und besonders sie sind. Ich schaue aus Faszination, aber sie fühlen, dass sie beobachtet werden und ich fange Gedanken auf wie `Ich weiß, dass ich nicht schön bin’. oder `Ich weiß, dass meine Oberschenkel zu dick sind.’ oder `Ich bin weniger wert, weil ich schwarz bin.’

Es sind fast immer Gedanken der Minderwertigkeit oder Diskrimination. Während ich nur die Schönheit dieser Person sehe. Wie kann diese Diskrepanz der Wahrnehmung so groß sein? Wie ist es möglich, dass sie einen Blick sofort als Kritik oder Abweisung interpretieren? Wie ist es möglich, dass sie sich nicht bewusst sind, wie schön und wunderbar sie sind?

Ich denke, es hat mit unserer Erziehung zu tun. Anscheinend haben wir als Kind zu wenig Wertschätzung bekommen. Anscheinend wurden wir als Kind zu oft kritisiert. Anscheinend wurde immer nur das gesagt, was nicht gut ist. Anscheinend wurde uns gesagt, dass wir nicht schön, schlank, klug, groß, fleißig, interessant, witzig genug sind. Anscheinend war es nie gut genug. Und ja, anscheinend wurden wir nicht gesehen als wer wir wirklich sind. Es wurde nicht unsere Essenz gesehen, sondern eine Reflexion davon, was die anderen auf uns projizierten, wie wir in ihren Augen hätten sein sollen.

Und anscheinend haben wir im Laufe der Jahre angefangen, selbst daran zu glauben. Wir haben uns mit diesen Überzeugungen der Anderen identifiziert, sind damit verschmolzen. Aber wie bekommen wir diese Identifikationen jetzt aus unserem System? Wie können wir zu uns selbst zurückkehren, wer wir wirklich sind? Wo bekommt man die Rückfahrkarte?

Der erste Schritt ist fühlen, nach innen fühlen. Was fühle ich eigentlich selbst? Wie sehe ich mich eigentlich selbst? Wie sehe ich eigentlich Dinge? Und wenn wir diese Antworten haben, dazu zu stehen. So wie wir sind. Nicht verdreht für jemand anders oder die Gesellschaft, nur weil sie das von uns erwarten könnten. Das erfordert Mut. Aber dieser Mut ist es so wert! Denn wenn du dich traust, bist du frei. Dann lebst du dein eigenes Leben. Und wenn jemand dich anschaut, dann bist du stolz darauf, wer du bist. Und du strahlst das aus und gibst der anderen Person sogar ein Geschenk! Denn weil du dich selbst nimmst, wie bist, nimmst du auch die andere Person, wie sie ist.

Hast du den Mut, Anderen deine innere Schönheit zu zeigen?

Hingabe


Ich liebe tanzen. Tanz ist für mich der Ausdruck meines Gefühls oder meiner Stimmung auf der Welle der Musik. Es ist vollständige Hingabe und Sein im Moment. Die Erfahrung des Tanzens ist oft ekstatisch, manchmal sogar mystisch.

Wenn ich mit jemandem tanze, geschieht etwas Magisches. Die beiden Energien verbinden sich und der Tanz entsteht aus der Verbindung selbst. Im improvisierten Tanz gibt es keine Regeln, keine Absprachen. Woraus entsteht denn dann die Bewegung? Aus der Verbindung. Diese Verbindung erzeugt synchrone Bewegungen oder die Übertragung eines Gefühls, oft ohne jemals ein Wort mit dieser Person gesprochen zu haben. Das finde ich so faszinierend!

Im Tanz zwischen Mann und Frau (oder zwischen zwei Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlen) kommt eine andere Dimension hinzu, und das ist die Dimension von Verlangen, Erotik, Sinnlichkeit und sogar Sexualität. Wenn man sich füreinander öffnet, entsteht sofort eine innige Verbindung. Intimität ist für jeden etwas anderes, und es ist sehr wichtig, dass die Grenzen beider respektiert werden. Das ist eigentlich die Grundbedingung für wahre Hingabe in Sicherheit. Und sobald dieser Respekt da ist, ist wiederum alles möglich. Weil Hingabe grenzenlos ist, und genau das ist die Sicherheit. Klingt vielleicht widersprüchlich, aber so erlebe ich es jedes Mal.

Hingabe und Sexualität sind sehr nahe beieinander. Wir Menschen haben diese beiden miteinander verbunden. Aber das muss nicht so sein.

Anscheinend sind wir es gewohnt, unser Herz nur jemandem zu öffnen, mit dem wir eine Liebesbeziehung haben oder eingehen wollen. Ich betrachte es als eine Form der Vernachlässigung, dass wir verlernt haben, uns dem Moment, dem Leben, einer Person, hinzugeben. Hingabe ist Leben. Denn wenn wir uns hingeben, erhalten wir auch Hingabe. Und genau das wollen wir doch so sehr. Dann sind wir verbunden. Dann fallen alle Mauern, dann sind wir gleichwertig. Man könnte es Liebe nennen. Das bedeutet nicht, dass wir sofort alle, die wir lieben, heiraten müssen. Oder dass wir mit jemandem, mit dem wir mit Hingabe tanzen, sofort ins Bett gehen müssen. Nein. Hingabe ist einfach das Wahrnehmen der Heiligkeit des Augenblicks, der Liebe, die in allem gegenwärtig ist. Es ist ein Gefühl im Herzen. Es ist Leichtigkeit. Und es ist Hingabe, dieses unglaublich schöne Gefühl mit anderen zu teilen. Ohne Konsequenzen, einfach so. Das ist leben.

Kennst du solche Momente von Hingabe? Was sind in deinem Leben die Momente von Hingabe?

Stille im Kopf


Gestern war es endlich schönes Wetter und zum ersten Mal in diesem Jahr konnte ich an meinen Strand gehen. Ich liebe es, von der Sonne aufgeladen zu werden und mich eins mit der Natur und der Erde zu fühlen. Dann komme ich innerlich vollkommen zur Ruhe und wird mir wieder bewusst, was wirklich wichtig ist im Leben.

Und während ich da so liege und genieße, höre ich das Gequatsche der anderen Leute. Und je stiller es in mir wird, desto lauter scheint es zu werden. Dann kommen lauter Fragen in meinen Kopf: 'Warum müssen Menschen eigentlich so laut reden?', alsob das alle interessieren würde. Und 'Warum müssen sie eigentlich überhaupt reden, wenn die Stille der Natur doch so erfüllend ist?'

Dann hörte ich ein bisschen besser hin. Nicht auf die Geschichten oder die Worte, sondern auf die Intention. Sie haben garnicht miteinander geredet. Jeder erzählte seine Geschichte, ohne im Austausch, in Verbindung zu sein. Der eine aus Frustration, der andere aus Besserwisserei und noch jemand anders, weil er sich nicht gehört fühlte.

Warum finden wir Menschen es so schwierig, in der Stille zusammen zu sein? Das Reden scheint wie eine Sucht. Die Stille ist erfüllt von der Schönheit der Natur, dem Reichtum des Augenblicks, dem Gefühl, was gerade wirklich essentiell ist. Also die tiefe Verbindung miteinander; und mit den Bäumen, dem Wasser, dem Himmel, der Sonne, mit allem. Wir sind eins mit allem. Diese Stille hat Tiefe und ist real. Wir brauchen nichts, um das zu erklären. Es ist einfach da, das göttliche JETZT.

Kennst du dieses Gefühl von innerer Stille? Wenn das Gequatsche im Kopf zur Ruhe kommt? Was sind deine Momente von Stille?